Heute hält Reimer Kühl seine Abschiedsrede

„Es ist noch viel zu tun packen wir es an“

Diekhusen-Fahrstedt (dk). Heute leitet Reimer Kühl zum letzten Mal die Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes. Für ihn heißt es nach 17 Jahren und drei Monaten Abschied nehmen vom aktiven Dienst. In der Versammlung wird er einen Rückblick halten und dann die „Macht über 4000 Feuerwehrmänner“ an Wilhelm Brühe abgeben.
Wir besuchten Reimer Kühl in seiner Wohnung in Diekhusen-Fahrstedt und sprachen mit ihm über seine Amtszeit. Schon vor 33 Jahren trat er in den aktiven Feuerwehrdienst. Sehr schnell wurde er Wehrführer in seiner Gemeinde, und 1959 übernahm er das Amt des Amtswehrführers. Vier Jahre später, 1963, wurde er Kreisbrandmeister und trat die Nachfolge von Otto Bornholdt aus Meldorf an. 1970, im Zuge der Gebietsreform, wurde er Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes für den neuen Kreis Dithmarschen. Diese 17 Jahre an der Spitze der Feuerwehren sind es wert, einer Betrachtung unterzogen zu werden. In nur knapp zehn Jahren gelang es Kühl dank seines Verhandlungsgeschickes, die Vollmotorisierung der örtlichen Wehren durchzusetzen. Glück war dabei auch, daß in der Zeit des Aufbaus die Mittel reichlich flossen. Zwar gab es zwischendurch immer finanzielle Durststrecken zu überwinden, aber letztlich konnte Reimer Kühl sich bei den Politikern immer für seine Feuerwehren durchsetzen. Politik ist auch ein Stichwort in seinem Leben. „Meine Partei ist die Feuerwehr“, verkündet er daher nicht ohne Stolz. Mehrfach wurde versucht, ihn auch für die Parteiarbeit zu gewinnen, aber Reimer Kühl blieb seinem Grundsatz immer treu.
Geschafft wurde in den vergangenen Jahren auch der „einfache Schlauchtausch“. Die Wehren bekommen nach ihren Einsätzen von den beiden Feuerwehrzentralen Heide und Brunsbüttel immer gleich sauberes Material im Tausch gegen das Gebrauchte angeliefert. Diese Beschaffungsaktion lief über einige Jahre, und heute gehört das zu den Selbstverständlichkeiten genauso wie die Ausrüstung mit Funkgeräten.
Einen Blick in die Zukunft muß er aber dennoch tun. Keineswegs sind die großen Aufgaben in der Feuerwehr abgeschlossen. Auch sein Nachfolger wird den Weg der weiteren Modernisierung der Wehren beschreiten müssen. Neue Feuerwehrzentralen und in den Städten neue Gerätehäuser stehen auf dem mittelfristigen Programm. Dann ist auch die Ausbildung der Feuerwehrmänner noch ein weites Feld. Immer mehr Aufgaben und immer kompliziertere Technik und immer neue Feuerrisiken in den Gemeinden zwingen die Freiwilligen zu immer intensiverer Schulung. Ein Feuerwehrmann muß heute Spezialist auf vielen Gebieten sein, und dieses Fachwissen immer auf einem aktuellen Stand zu halten, bedeutet viel Arbeit.
Reimer Kühl selbst ist überzeugt, daß sein Nachfolger in diäsem Sinne arbeiten wird. Er ist seiner Meinung nach auch der richtige Mann. Schon seit Jahren an der Spitze der Feuerwehr tätig und als Sachbearbeiter bei der
Kreisverwaltung mit dem Aufgabengebiet der Feuerwehr betreut, kennt er die Materie wie kaum ein anderer. Seinerzeit, bei seiner Amtsübernahme, habe man ihm auch viele gute Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Einen humorvollen Rat hat er in besonderer Erinnerung behalten. Otto Bornholdt, wie Reimer Kühl Feuerwehrmann mit Leib und Seele, auch nie ein Kind von Traurigkeit gewesen, hat gesagt: Du kannst gern mit den Jungs einen Kleinen nehmen, aber hüte dich vor dem Tresen, da gehst du unter.“
Den Rat möchte er allen mitgeben, die ein solches Amt übernehmen. Reimer Kühl selbst hat jetzt sehr viel Zeit für seine vielen anderen Aufgabe. Wichtig ist für ihn dabei aber vor allem, daß er jetzt auch mehr Zeit für seine Familie hat. Früher war er manchmal an 200 Abenden im Jahr nicht zu Hause – die Leidtragende war immer seine Frau, und sie, da spürt man die Dankbarkeit bei ihm, habe immer viel Verständnis dafür gezeigt. Wenn es dann mit den Feuerwehrkameraden ans Feiern ging, hat er sie selbstverständlich immer mitgenommen. Reimer Kühl will sich jetzt ganz seiner Gemeinde und seinem Fußballverein widmen. Er ist Bürgermeister von Diekhusen-Fahrstedt und Vorsitzender des örtlichen Fußballvereins. Reimer Kühl, früher selbst aktiv auf dem Spielfeld, versäumt kein Spiel seiner Mannschaft, egal, ob es sich um Heimspiele oder aber um Auswärtsspiele handelt.
In der Gemeinde will er sich intensiv um die Probleme seiner Bürger kümmern, also einen „Ruhestandskoller“ läßt er gar nicht erst aufkommen. „Sobald wie möglich“, Reimer Kühl stopft bedächtig sein Markenzeichen, die Pfeife, mit einem Stück Zigarre, „will ich mit meiner Frau in den Urlaub fahren. Jahrelang haben wir das entbehren müssen.“ Und mit einem kleinen Augenzwinkern setzt er noch hinzu: „Soll auch ein kleines Dankeschön für Muttern sein, daß sie unter meinem Beruf als Feuerwehrmann hat leiden müssen.“ Reimer Kühl war auch für seine Wehren so engagiert, daß das mit einem Ehrenamt kaum noch etwas gemein hatte. Viel Verständnis hat er auch bei seinem Arbeitgeber und bei seinen Kollegen gefunden. Sie alle haben ihn letztlich zu unserem Wohl dabei unterstützt.
Vergessen möchte er bei dieser Betrachtung aber auch nicht Johann Burhenne aus Marne, der die 17 Jahre mit ihm als Geschäftsführer des Feuerwehrverbandes ausgehalten hat. Auch er wird die Arbeit bald in jüngere Hände abgeben. Für einen Außenstehenden mag kaum zu ermessen sein, wie wichtig diese zweieinhalb Jahrzehnte Dienst am Bürger waren. Reimer Kühl gehört mit zu den profiliertesten Männern im Kreise. Er ist das Maß, das seinem Nachfolger angelegt wird, und da hat Reimer Kühl Vertrauen, daß dies Maß auch paßt.
Wir, und mit uns viele Bürger, wünschen Reimer Küh in seinem wohlverdienten Ruhestand alles Gute. Er wird der Feuerwehr mit seinem Abschied nicht verloren sein. Sein Rat wird auch in Zukunft noch viel Gewicht haben.