Die letzten Ereignisse noch einmal aufgerollt und erörtert

90-Minuten-Gespräch brachte Klarheit

Averlak. Gut 90 Minuten lang hatten sie sich ausgesprochen. Sie wollten klären, was am späten Abend des 4. Oktober 1983 wirklich in Averlak passiert war. Das Gespräch brachte Klarheit, und es brachte die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Averlak, Eddelak und Brunsbüttel näher zusammen. Meinungsverschiedenheiten wurden ausgeräumt, und als Kreisbrandmeister Wilhelm Brühe schließlich das Glas hob, bekräftigte ein guter Schluck den Willen, kameradschaftlich zusammenzuarbeiten.
Kreisbrandmeister Brühe hatte zu einem Gespräch in Averlak eingeladen. Es ging um den Unfall am Abend des 4. Oktober. An diesem Dienstag waren auf der Hauptstraße in Averlak zwei Personenwagen zusammengestoßen. In einem der Pkw wurde eine junge Frau eingeklemmt (die „Rundschau“ berichtete darüber am Donnerstag, 6. Oktober).
Es wurden Vorwürfe laut – Vorwürfe, die Averlaker Wehr habe notwendige Hilfe der Brunsbütteler Feuerwehr abgelehnt, Vorwürfe, die Feuerwehrleute hätten sich an der Unfallstelle um „ihr“ Opfer gestritten.
Nach dem Gespräch in Averlak ist es an der Zeit, einige Dinge geradezurücken. Kreisbrandmeister Wilhelm Brühe wartete mit den Einsatzprotokollen auf, die im Endeffekt bestätigten, daß der Einsatz der
Averlaker Feuerwehr einwandfrei abgelaufen ist. Dies kam auch in den Stellungnahmen der Wehrmänner zum Ausdruck.
Dabei stellte sich auch heraus, daß die „Rundschau“ teilweise unvollständig Informationen erhalten hat, die letztendlich ein schiefes Bild vom Einsatz der Averlaker Wehr zeichneten. Deshalb an dieser Stelle die Fakten, wie sie sich nach der Aussprache am Donnerstagabend in Averlak darstellen.
Die Averlaker Wehr war zu dem Unfall gerufen worden mit der Vorgabe, ein Auto brenne und eine Person sei verletzt. Am Unfallort stellte Wehrführer Max-Jakob Nagel fest, daß die junge Frau im Fahrzeug eingeklemmt war und befreit werden mußte. Er forderte eine Rettungsschere an. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als der Rettungswagen des Kreises noch nicht am Unfallort war.
Als der Rettungswagen kam, wurde der Wehr sofort die Rettungsschere angeboten, die sich an Bord des Fahrzeuges befand. Die Feuerwehr machte sich daran, die Frau zu befreien.
Unterdessen jedoch lief die Suche nach einer Rettungsschere über die Kreisleitstelle weiter. Die Averlaker Wehr ließ sie weiterlaufen, um eventuell eine zweite Schere zur Hand zu haben.
So rief die Leitstelle die Eddelaker Wehr, deren Einsatzfahrzeug mit
der Rettungsschere aber zu einem Funklehrgang unterwegs war. In Eddelak wurde Alarm gegeben, doch die Schere war nicht zu beschaffen. So wandte sich die Leitstelle an die Wehr St. Michaelisdonn.
Doch bevor diese Wehr ausrücken konnte, bot die Brunsbütteler Feuerwehr ihre Hilfe an und fuhr nach Averlak. Die Brunsbütteler Wehr hatte den Funkverkehr mitgehört.
Dabei entstand das Bild, die Averlaker Wehr komme mit dem Unfall nicht zurecht. So ist es zu erklären, weshalb einige Brunsbütteler Feuerwehrmänner am Unfallort in Averlak nach dem Motto auftraten: „Laßt uns mal ran!“ Es kam zu den erwähnten Auseinandersetzungen zwischen den Wehrleuten – nicht zuletzt wohl auch aufgrund früherer Reibereien.
Zum Einsatz selbst bleibt festzuhalten: Jeder hat sich bemüht, bestmögliche Hilfe zu bringen. Die Feuerwehr Averlak hatte die Lage jederzeit unter Kontrolle und bedurfte der Hilfe von außerhalb nicht mehr.
Daß es eine gute halbe Stunde dauerte, bis die Frau aus dem Wagen befreit war, erfolgte in Absprache mit dem Arzt, der an der Unfallstelle zugegen war. Die Frau war mit dem Fuß zwischen Bremsund Kupplungspedal eingeklemmt und bei Bewußtsein. Die Rettungsaktion bereitete ihr große Schmerzen. Der Arzt erklärte der Wehr,
Lebensgefahr bestehe nicht; die Männer sollten sich Zeit lassen bei der Befreiungsaktion, um dem Opfer unnötige Schmerzen zG ersparen. Der Brandschutz an der Unfallstelle war durch Trockenlöscher sichergestellt.
Die Feuerwehr kritisierte scharf die Darstellung in der „Rundschau“. Die Kritik ist in einigen Bereichen berechtigt, vor allem dort, wo der sinnvolle Einsatz der Averlaker Wehr in Frage gestellt wird. Deshalb soll an dieser Stelle nochmals betont werden: Nach den inzwischen vollständig vorliegenden Fakten hat die Averlaker Feuerwehr optimal Hilfe geleistet.
Daß die „Rundschau“ den Vorfall aufgegriffen hat, führte dazu, daß das Ansehen dieser Wehr geschädigt wurde. Dies soll durch die jetzt geschilderten Tatsachen aus der Welt geräumt werden.
Doch hat unsere Veröffentlichung dazu beigetragen, daß der schwelende Konflikt zwischen den Wehren Brunsbüttel, Averlak und Eddelak nach offener Aussprache beigelegt wurde. Auch führte er dazu, daß die Kreisleitstelle künftig genaue Informationen darüber erhalten soll, mit welchen Geräten die Einsatzfahrzeuge der einzelnen Wehren ausgerüstet sind. Dann können solche Suchaktionen wie die bei der Eddelaker Feuerwehr vermieden werden.
Hang-Werner Kany