Um der Menschenleben willen

Zusammenarbeit statt Konkurrenzdenken

Liebe
Feuerwehrmänner!
Damit kein falsches Bild stehenbleibt: Die Leistungen, die Einsatzbereitschaft und der Opferwille der Feuerwehrleute wird von mir in keiner Weise angezweifelt. Ich habe selbst im Laufe der Jahre oftmals miterleben dürfen, wie Feuerwehrleute Leib und Leben riskiert haben, um Menschen, Tiere und Sachwerte zu retten. Das kann gar nicht hoch genug bewertet werden.
Dennoch muß es erlaubt sein, Mängel, wie sie bei dem Einsatz in Averlak meines Erachtens aufgetreten sind, aufzuzeigen. Es ist nach meinen Informationen nicht das erste Mal, daß bei solchen Ernstfällen der Eindruck entstand, die kleinen Nachbarwehren wollten der großen Stadtwehr ‚mal zeigen, was sie können. Anstatt auf das umfangreiche Gerät dieser Zentralwehren zurückzugreifen, wurde versucht, mit der naturgemäß kleineren Ausrüstung und zum Teil auch mit viel Improvisationstalent zu retten, was zu retten war.
Die Gemeinden, der Kreis ünd das Land geben.Millionen von Mark aus, um leistungsfähiges Rettungsgerät bereitzustellen. Dies kann nur an zentralen Standorten geschehen. Dieses Gerät muß von den jeweiligen Einsatzleitern angefordert werden, wenn ein Notfall besteht. Meines Erachtens muß dabei der Grundsatz gelten: Lieber mehr anfordern als notwendig; immer die Wehr rufen, die am schnellsten kommen kann.
Die kleinen Ortswehren haben meines Erachtens die Aufgabe, bei Unfällen schnell am Unfallort zu sein, die Lage zu erkunden und dann die benötigten Hilfsmittel anzufordern, soweit sie nicht darüber verfügen.
Auch müßte gerade bei schweren Verkehrsunfällen sofort der Brandschutz sichergestellt werden, damit Löschwasser bereit ist, falls ein Fahrzeug anfängt zu brennen. In Averlak ist diese vorbeugende Hilfsmaßnahme meines Wissens erst durch die Brunsbütteler Wehr erfolgt.
Daß die Averlaker Wehr offensichtlich nicht darüber informiert war, daß der Rettungswagen des Kreises eine Rettungsschere an Bord hat, gibt Rätsel auf. Hat die
Kreisleitstelle der Wehr nicht gesagt, daß sie auf dieses Gerät zurückgreifen kann? Warum wurden die Wehren Eddelak und St. Michaelisdonn alarmiert, wenn die Rettungsschere am Unfallort parat lag.
Der Kreis müßte demnach die Feuerwehren schnellstens mit der Ausrüstung der modernen Rettungswagen vertraut machen und veranlassen, daß sämtliche Wehren im Umgang mit diesem Gerät unterrichtet werden. Dann können auch Wehren, die nicht über solch teure Ausrüstung verfügen, bei Unfällen helfen.
Die junge Frau war fast aus den Trümmern befreit, als die Brunsbütteler Wehr nach Averlak kam. Vielleicht wäre sie aber bereits wertvolle Minuten früher aus dem Wrack herausgeholt worden, wenn die Nachbarwehr mit ihrem Gerätepark sofort alarmiert worden wäre.
Immerhin war einige Zeit damit vergangen, die Eddelaker Wehr zu rufen, und dann – als die Eddelaker sich anschickten, ihre Rettungsschere aus Meldorf herbeizuschaffen – die St. Michaelisdonner Zentralwehr (Überhaupt: wieso schickt die Eddelaker wehr einen gutausgerüsteten Wagen zum Funklehrgang, anstatt ihren ebenfalls mit Funk bestückten Kleinbus?).
Das Unfallopfer wurde schließlich vom Rettungssanitäter des Kreises aus dem Wagen befreit. Diese Sanitäter sind mit dem Umgang der Rettungsschere ausgebildet. Sie haben aber strikte Anweisung, sich in erster Linie um die Verletzten zu kümmern und können sich nicht in Rettungsarbeiten einschalten, solange noch verletzte Menschen zu versorgen sind.
Mein Wunsch: Die großen und kleinen Feuerwehren eines Gebietes sollten sich öfter mal zusammensetzen und über eine enge Zusammenarbeit bei Notfällen reden. Sie sollten sich gegenseitig darüber informieren, über weiche Ausrüstung sie verfügen, um im Notfall auf das Gerät des Nachbarn zurückgreifen zu können.
Es geht um Menschenleben; sie zu retten und Mitmenschen vor Schaden zu bewahren, muß erstes Ziel sein! Und dahinter muß jedes Konkurrenzdenken, jedes „Das machen wir selbst, da brauchen wir niemand für“ zurückstehen.