Kratzen Frauen am Mythos der Helden im blauen Rock?“

Frauen in die Wehr!

HEIDE (fm). „Wir müssen uns damit vertraut machen, daß Frauen und Mädchen antreten, vor allem, wenn die Personaldecke dünn ist“. Ein nach eigenen Worten „heißes Eisen“ faßte Kreisbrandmeister Uwe Eisenschmidt in der Mitgliederversammlung des Dithmarscher Kreisfeuerwehrverbandes in Heide an. Vor rund 450 Wehrmännern plädierte er im Ballhaus „Tivoli“ dafür, die Feuerwehren des Kreises künftig stärker auch für Frauen und Mädchen zu öffnen. Es gab keinen Widerspruch.
Uwe Eisenschmidt zitierte das Grundgesetz: „Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“
Für den Kreisbrandmeister gibt es kein Deuteln: Das gilt auch für die Feuerwehren. Aber seinen Kameraden schrieb er in Heide ins Stammbuch: „Mir scheint, daß Viele das in unseren Feuerwehren nicht gelten lassen wollen.“ Und rhetorisch fragte er: „Ist die Feuerwehr eine Oase für Machos? Kratzen Frauen und Mädchen am Mythos der Helden im blauen Rock?“
Zur Begründung seines Appells griff Uwe Eisenschmidt in die Geschichte: „Frauen in der Feuerwehr, dies ist nicht so ganz neu, wie man glaubt. Bereits in den Kriegsjahren wurden Frauen an der Pumpe ausgebildet.“
Eiesenschmidt erinnerte daran, daß in beiden Kriegen durch die Umstände beidngt in einigen Dörfern kaum noch Männer für das Löschwesen zur Verfügung gestanden hätten. „Da mußten Frauen einfach den Brandschutz üben. Es gab keine Alternative.“

Neu ist für den Kreisbrandmeister nur, daß „jetzt Frauen und Mädchen freiwillig in die Wehr drängen“.

Uwe Eisenschmidt vermied bei seiner Lanze für den weiblichen Blaurock jeden Spielraum für Mißinterpretationen: „Die Feuerwehr bietet für Emanzipationskämpfe nicht den rechten Rahmen.“ Viele Frauen hätten einfach Interesse an der Feuerwehr, Frauen, die „sich selbst in Notsituationen helfen lernen wollen“.
Dabei erinnerte der oberste Dithmarscher Wehrmann daran, daß Frauen und Mädchen in den Spielmannszügen und Musikzügen der Wehren schon vertreten seien, man ohne sie teilweise schon nicht mehr auskomme und sie nicht nur wieder als Nothelfer angesehen werden dürften. Rückendeckung bekam Eisenschmidt vom Gastredner Reinhard Woelk, Bürgervorsteher in Heide: „Es ist genau richtig“, unterstützte Woelk das Anliegen des Wehrführers, den Frauen eine Chance zu geben, „unsere Gesellschaft besteht gleichberechtigt aus Männer und Frauen, die sich für die Gleichberechtigung engagieren“.
Die Gründe für die Öffnung der Wehren für das weibliche Geschlecht sind rein pragmatisch und nicht von Ideologie geprägt. Einmal wollen manche Frauen das, so Eisenschmidt, zum anderen gibt es in manchen Dörfern Nachwuchsprobleme. Und schließlich kommt es vor, daß in manchen Ortswehren tagsüber die meisten Männer auswärts arbeiten und im Notfall kurzfristig gar nicht zu alarmieren sind.
Außerdem haben sich einige Jugendwehren, wie etwa in Albersdorf, bereits für Mädchen geöffnet und denen will man mit 18 Jahren nicht gerne den Pflichtabschied geben, wenn es um die Übernahme in den Kreis der Aktiven-Wehr geht. Im Prinzip offen für Frauen sind bereits die Feuerwehren in Hollingstedt, Wesselburen und in Lunden, wo eine Frau im Funkwesen tätig ist.
Obwohl das Thema noch umstritten ist, gab es zur Rede Eisenschmidts in Heide keine Gegenrede, ja recht breiten Beifall.