Pressespiegel

Dithmarscher packen in Damerow richtig an

Havelberger Volksstimme, 19.06.2013

Polder Vehlgast wird seit gestern wieder kontrolliert geflutet / Straße nach Vehlgastbleibt als Fluchtweg frei.

In Vehlgast-Kümmernitz ist die Lage noch relativ ruhig. Der Polder hier wird seit gestern früh ge-steuert geflutet. Niemand weiß, ob nicht doch noch mehr Wasser kommt.

Von Ingo Freihorst

Scan-4Vehlgast-Kümmernitz – Die im Damerower Bürgerhaus seit Montagabend stationierten Feuerwehrleute aus Dithmarschen rüsten gestern kurz nach dem Mittag gerade zum Aufbruch: Es geht unter Blaulicht über Havelberg an den Deich nach Jederitz.

Der 4. Löschzug der nord-deutschen Kreisfeuerwehrbe-reitschaft sei dort bereits mit der Deichverteidigung beschäftigt, informiert Zugführer Axel Wogatzke aus Helse bei Marne. 27 Freiwillige mit fünf Einsatzfahrzeugen sind dabei in seinem 1. Löschzug.

Bevor sie nach Damerow kamen, hatten sie eine Odyssee hinter sich: In Arneburg, Perleberg und Havelberg wurden sie nicht benötigt, aber in Damerow. Hier waren bislang nur die Einheimischen vor Ort. Die Aktiven aus Dithmarschen stellten in der Nacht auch gleich die Deichwachen, eine kleine Verschnaufpause für die täglich acht Deichwächter aus Vehlgast-Kümmernitz. Die laufen bereits seit dem 8. Juni, die ersten müssen nun aber zurück an die Arbeit.

Am Abend Einladung an die Helfer zum Grillen von 100 Bratwürsten

„Die Verpflegung vom Roten Kreuz ist top, andernorts habe ich schon Schlechteres erlebt“, erklärte Axel Wogatzke. Auch die Bevölkerung versorgte die Helfer, brachte Grillfleisch und Getränke. „Am Abend wollen wir als gastgebende Wehr die Helfer zum Grillen einladen, 100 Bratwürste und Getränke werden von uns dafür gespendet“, informierte Ortswehrleiter Ralf Kersten. Und hofft, dass alle bis dahin wieder erfolgreich aus Jederitz zurückgekehrt sind. Für zusätzliche Speisen und Getränke ist Wilfried Kitch-ner zuständig, er backt auch Kuchen.

Insgesamt etwa 15 Kilometer Deiche sind‘ in der Gemarkung Vehlgast-Kümmernitz an Havel, Dosse und Jäglitz zu kontrollieren und im Ernstfall zu verteidigen. Die Deichwachen teilt der Dame“ rower Jürgen Kretschmann ein. Manche Wege sind bereits aufgeweicht, mit Technik nur schwer zu passieren. Denn der Polder wurde bis Freiltag bereits zur Hälfte unter Wasser gesetzt, seit gestern wird weiter geflutet: Das klare Havelwasser strömt durch die Freischleuse am neuen Vehl-gaster schöpfwerk in den Pol-der, Peter Damker aus Sandau regelt den Zufluss. Unten im Wasser schießen dicke Graslkarpfen in den Polder.

Flutungshöhe von 25,4 Metern geplant -mehr als 2002

„Dieser Polder wird nur soweit geflutet, dass die Straße nach Vehlgast als Fluchtweg offen bleibt“, erklärte Ortsbürgermeister Udo Mintus auf Nachfrage. Geplant sei vorerst eine Flutungshöhe von 25,4 Me-tern, 60 Zentimeter unter dem Niveau von 2002. Allerdings sei dies auch abhängig von der Gesamtentwicklung in der Havel, die noch immer recht hoch seht und darum den Abfluss der Polder auf der anderen Uferseite behindert.

Um such gegen eine mögliche Überflutung zu wappnen, wurde in Damerow in aller Eile eine hunderte Meter langer Wall errichtet, der vom Schwarzen Weg bis hin zum Friedhof führt. Fachmann Holger Ellmann leitete die Aktion, aus Havelberg half die Baufirma HTI mit Technik. Mit dabei waren auch Berliner, die hier ihr Wochenenddomizil haben. Nach den Zer-störungen von 2002 war die Straße nach Klein-damerow erhöht worden, an dieser Stelle brauchte zum Glück nun kein Wall mehr errichtet werden. Den Informattonsfluss von Land und Kreis findet der Damerower Lutz Bauer trotz der Katastrophe schlimm, besser war die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Havelberg. Zeitweise war in dem abgelegenen Ort sogar das Funknetz ausgefallen.